Beiträge > Therapie-Impulse > Emotionales Verhungern begünstigt Anorexie
Silke Ritthaler ist seit 2011 mit Leidenschaft und viel Hingabe in der tiergestützten Intervention tätig. "Begonnen hat alles mit einem unerwarteten Schicksalsschlag, der mir den Weg geebnet hat. Seitdem lebe ich meine Berufung zusammen mit den Tieren auf unserem Hof. Gemeinsam erarbeiten wir die wichtigen inneren Ressourcen, die ein Mensch zum Glücklichsein braucht."
Silke Ritthaler arbeitet mit Pferd Timmi in der tiergestützten Therapie

Beitrag: Emotionales Verhungern begünstigt Anorexie

Emotionales Verhungern begünstigt Anorexie

Seit Jahren arbeite ich mit Menschen, die an Anorexie erkrankt sind. Ich habe mich immer gefragt, was die wirklichen Auslöser dieser Krankheit sind, denn keiner von ihnen verfolgte wirklich das Ziel, zu den Schönen der Gesellschaft zu gehören. Was wollte die Anorexie ausdrücken?

Alle Menschen hatten einen Faktor gemeinsam. Sie hatten eine gute behütete Kindheit mit Eltern, die sehr mit ihren gesellschaftlichen Aufgaben beschäftigt waren. Es gab alles, was ein Mensch an materiellen Bedürfnissen hatte. Aber eine wichtige Komponente stand kaum zur Verfügung. Die emotionale Komponente. Aus den unterschiedlichsten Gründen heraus konnten die Eltern für ihre Kinder emotional nicht zur Verfügung stehen.

Die emotionale Verfügbarkeit der Eltern oder der Bezugspersonen eines Kindes ist entwicklungspsychologisch sehr wichtig für eine gesunde Psyche. Kommen zusätzlich einschneidende Erlebnisse für das Kind hinzu, wie z.B. Mobbing, sexueller Missbrauch oder andere traumatische Erfahrungen, ist die emotionale Harmonie und Verfügbarkeit von außen sehr wichtig. Nur dann kann sich ein Kind psychisch stabil entwickeln.

Im Laufe der Jahre ist mir bewusst geworden, dass Menschen mit Anorexie häufig über ihren Körper ausdrücken, dass sie emotional am Verhungern sind. Sie waren oder sind jahrelang emotional auf sich allein gestellt, in denen sie so sehr die Eltern, Großeltern, Geschwister oder auch Pädagogen als stabilen emotionalen Anker für sich gebraucht hätten. Wird die emotionale Überforderung zu groß, kann es in die Anorexie kippen, um die innere Dysbalance zu kompensieren.

Sehr oft haben mir die Betroffenen gesagt, „ich möchte einfach wahrgenommen werden.“ „ Ich möchte mich nicht mehr zurücknehmen müssen, damit es den anderen besser geht.“ „ Ich möchte als der Mensch wahr genommen werden, der ich bin und nicht auf etwas reduziert werden, das ich sein soll.“

Der Weg aus der Anorexie

Als sehr heilsam haben alle meine Gäste die Erfahrung für sich mitnehmen können, dass die Tiere sie einfach so angenommen haben, wie sie gerade waren. Egal, ob Ihr Gewicht nicht stimmte oder sie nicht funktionierten wie gewünscht.
Die Tiere haben ihnen das Gefühl vermittelt, das sie so wie sie im Augenblick sind, mit all den inneren und äußeren Fehlern, einfach perfekt sind. Sie haben ihnen gezeigt, wie liebenswert sie sind, was sie an wertvollen Eigenschaften mitbringen und was einzigartig an ihnen ist. Das ist die emotionale Nahrung, die meine Gäste für ihren Heilungsweg aus der Anorexie am dringendsten brauchten.

Die meisten Menschen, die bei mir waren, haben ihren Weg aus der Anorexie finden können. Sie hatten ihre Kraft zurück gewonnen, um die notwendigen Maßnahmen über Klinikaufenthalt und regelmäßige psychologische Betreuung durchhalten zu können.

Aber am wichtigsten ist für jeden, dass er seinen festen emotionalen Anker hat. Ein Anker, der weder bewertet, noch sich manipulieren lässt. Ein Anker, der bedingungslos liebt und sich nicht verliert. Was die Tiere uns vormachen, können wir Menschen als Ressource wieder integrieren. Es ist ein zurück erinnern an unsere wahre Natur. Die wahre Natur des Eltern seins, die wahre Natur der Familie und der Gemeinschaft.

Silke, Du warst meine Rettung. Ich konnte nicht mehr klar denken, nicht mehr essen, nicht mehr schlafen. Mein Alltag war mir zu viel geworden. Du hast mir geholfen, dass ich meine Mitte wieder finden konnte. Die Arbeit mit Deinen Pferden hat mir die Kraft zurück gegeben, die ich von mir kannte...
K.S. Mecklenburg-Vorpommern
Mehr Beiträge