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Silke Ritthaler ist seit 2011 mit Leidenschaft und viel Hingabe in der tiergestützten Intervention tätig. "Begonnen hat alles mit einem unerwarteten Schicksalsschlag, der mir den Weg geebnet hat. Seitdem lebe ich meine Berufung zusammen mit den Tieren auf unserem Hof. Gemeinsam erarbeiten wir die wichtigen inneren Ressourcen, die ein Mensch zum Glücklichsein braucht."
Silke Ritthaler arbeitet mit Pferd Timmi in der tiergestützten Therapie
Mein Kind ist psychisch krank und braucht Hilfe

Beitrag: Hilfe, mein Kind ist psychisch krank Teil 1

Hilfe, mein Kind ist psychisch krank

Mit diesem Beitrag möchte ich mich dem Phänomen widmen, dass Kinder psychisch krank werden. Es greift immer mehr um sich und versetzt viele Eltern in Angst. Psychische Leiden wie Burn Out, Depressionen, Magersucht, Fressanfälle und im schlimmsten Fall Suizidgedanken sind unter den Kindern immer häufiger zu beobachten. Auch ich bekomme immer öfter verzweifelte Anrufe von Eltern, die dringend Hilfe für ihr Kind suchen. Deshalb habe ich mich entscheiden, ein wenig darüber zu schreiben und Euch Eltern ein paar wichtige Tipps an die Hand zu geben, die Eurem Kind um einiges helfen werden.

Was braucht ein Kind für eine gesunde psychische Entwicklung

Alles was ich nun schreiben werde, bezieht sich auf meine Beobachtungen aus meiner Arbeit. Alles was ich direkt anspreche, darfst Du mit der Stimme einer warmherzigen Frau lesen, die offen und ehrlich, aber liebevoll kommuniziert.

Kein Kind kommt krank auf die Welt. Es ist ein reines unbeschriebenes Blatt, das sich mit einer Lebensgeschichte füllen möchte, die von Glück, Freude und viel Liebe geprägt ist. Das wünschen sich alle Familien für ihre Kinder. Doch die Er-Ziehung eines Kindes kann alle Eltern an ihre Grenzen bringen und die Kinder völlig überfordern.

Er-Ziehung sorgt leider in vielen Fällen für Rahmenbedingungen, die für Kinder lebensfeindlich sind. Sie sollen möglichst schnell funktionieren und pflegeleicht für die Erwachsenen werden. Sie werden so schnell wir möglich in eine Förderung gesteckt, die wahrscheinlich noch viel zu viel ist für das Kind. Sie sollen den Eltern den Raum geben, damit sie sich ihren Aufgaben und Interessen widmen können. Sie sollen zufrieden sein, was ihnen geboten wird und nicht nach mehr verlangen.

Doch was verlangen Kinder wirklich? Emotionale Sicherheit und emotionale Stabilität. Sie verlangen bedingungslose Liebe und dass ihnen der Weg ins Leben gezeigt wird. Sie verlangen Geborgenheit und Kontakt auf emotionaler und auch körperlicher Ebene. Sie verlangen den Schoß der Familie, der ihr wichtigster Anker in den ersten 20 Lebensjahren ist. Das will ich Dir genauer erklären.

Was Du immer dabei hast, in jeder Lebenslage, ist Dein Mutterherz oder Vaterherz. Es ist pausenlos gefüllt mit tiefer bedingungsloser Liebe und Hingabe. Aus ihm kannst Du alles schöpfen, was Dein Kind braucht. Die emotionale Nahrung! Ihre Zutaten sind Verständnis, Zuwendung, zärtliche Umarmungen. Das gemeinsame Spielen, wo Dein Kind Dich nachahmen kann, einfach mal kuschelnd abhängen und sich Geschichten erzählen. Weiter braucht es Geduld, wenn Dein Kind noch nicht alles gleich so hinbekommt wie erwartet, weil sich die Synapsen erst entwickeln müssen. Ein liebevolles Lächeln, eine Liebesbekundung und auch den Freiraum, sich entfalten zu können. Es braucht liebevoll klare Regeln, die verbindlich sind. Und ganz viel soziale Kontakte. In erster Linie in der Familie und in zweiter Linie zu gleichaltrigen Kindern. Vorbilder dafür findest Du bei den Naturvölkern oder auch in der Tierwelt.

Welche Bedingungen sind für Kinder krankheitsfördernd

Wie sieht die Realität aus? An dieser Stelle werde ich nun ein paar Fragen stellen, die vielleicht auch sehr aufwühlend sein können. Aber wenn Du ganz ehrlich mit Dir umgehst, können diese Fragen wichtige Weichen stellen.

Wie oft meckerst Du Dein Kind an, weil es nicht gut funktioniert?

Wahrscheinlich musstest auch Du als Kind lernen, dass Du schnell zu funktionieren hast. Du musstest lernen, dass Du nur dann geliebt wirst, wenn Du den Erwachsenen alles recht machst. Daraus hast Du für Dich lernen müssen, dass Liebe nur zur Verfügung steht, wenn Du funktionierst. Und nun gibst Du es automatisch an Dein Kind weiter. Das ist die erste kleine Falle, die Dein Kind emotional hungern lässt.

Wieviel Zeit widmest Du zu hundert Prozent Deinem Kind am Tag?

Unsere Zeit ist sehr schnelllebig und voller Herausforderungen, die kaum zu bewältigen sind. Besonders die Mediale Flut sorgt dafür, dass wir uns im Alltag verlieren. Das ist allerdings pures Gift für Dein Kind. Du bzw. die Familie ist die Sonne für Dein Kind. Es braucht Dich und Euch nicht dauerhaft, aber regelmäßig in der vollen Aufmerksamkeit. Damit bekommst es die Bestätigung, dass es wertvoll ist, liebenswert und lebenswert.

Wie oft gehst Du liebevoll mit Deinem Kind um?

Wenn ich durch meinen Alltag gehe, beobachte ich immer folgendes Bild. Das Kind testet Grenzen aus, weil es dies für eine gute Entwicklung und Reife braucht. Die Reaktionen der Bezugspersonen sind dann meist alles andere als souverän und schießen über das Maß der Dinge des Einregulierens hinaus. Passiert Dir das auch? Setzt Du die Grenze und bist dann emotional wieder vollständig verfügbar? Oder entziehst Du Dich für eine gewisse Zeit auf emotionaler ebene Deinem Kind und vermittelst ihm so das Gefühl, dass es besser wäre, es wäre niemals auf die Welt gekommen? So empfindet es ein Kind, wenn es für einen Fehler emotional überkorrigiert wird.

Wie oft sagst Du ihm, dass Du es liebst?

Den größten Schmerz, den Kinder für sich erleben, wenn ihn nie gesagt wird, dass sie geliebt werden. Das ist für sie genauso wichtig, wie die Luft zum Atmen. Egal, wie viel Mist Kinder bauen, gib ihnen immer das Gefühl, dass Du sie liebst. Am besten sprich es aus. Sonst verkümmert Dein Kind innerlich.

Wie oft fühlst Du Dich gestresst von Deinem Kind?

Kinder kommen unperfekt zur Welt. Sie haben während der Schwangerschaft die Gebrauchsanweisungen für ein braves Kind nicht lesen können. Die Taschenlampe plus Schriftstück stand ihm leider nicht zur Verfügung. Es kommt auf die Welt und kann sich nur mit dem Ressourcen ausdrücken, die ihm zur Verfügung stehen. Es kennt keine Lebensrhythmen, keine angemessene Lautstärke oder Uhrzeiten, in denen es kommunizieren darf. Es folgt seinen Bedürfnissen und versucht sie Dir mitzuteilen. Je mehr Du mit dem Verstand darauf reagierst, um so mehr wirst Du unter Druck geraten. Das stresst nicht nur Dich, sondern noch mehr Dein Kind. Und es kann den Druck dann nur auf seine Weise los werden. Je mehr Du gestresst bist, um so mehr steigt der Stress im Kind und lässt es unausstehlich werden.

Wie oft erklärst Du ihm, was es falsch macht?

Unsere Gesellschaft ist verdammt darin, den anderen Fehler aufs Brot zu schmieren. Oft wird dies mit einer ausgeprägter Demütigung begleitet. Das fängt leider schon sehr früh im Kindesalter an. Je mehr Dein Kind sich anhören darf, dass es mal wieder etwas falsch gemacht, um so mehr wird es glauben, dass es falsch und nicht gewollt ist. Also warum soll es denn noch hier bleiben wollen auf der Welt? Hilf ihm einfach, konstruktiv mit Fehlern umzugehen und wie es aus ihnen lernen kann.

Hilfst Du ihm verständnisvoll, das es besser werden kann?

Wenn Dein Kind Dinge noch nicht hinbekommt, unkoordiniert ist oder einfach zu lange braucht, wie reagierst Du? Nimmst Du ihm das ab und erledigst es selbst, damit schneller geht? Oder meckerst Du mit ihm rum, dass es wieder mal ein Trottel ist? Beides sorgt dafür, dass das Kind keinen Entwicklungsraum bekommt. Es wird sich zurück ziehen, ängstlich werden und sich in Vermeidungsstrukturen flüchten.

Oder nimmst Du Dir die Zeit, Deinem Kind zu zeigen, was es besser machen kann und übst es mit ihm fleißig? Dann hat es eine gute Basis.

Lies weiter im 2. Teil

Liebe Silke, mit Dir war alles so leicht...Ich, die sich ein ganzes Leben lang ihr Leben schwer gemacht hat, darf jetzt erfahren, wie leicht mein Leben sein darf, wenn ich es zulasse...
A.G.B. vom Niederrhein
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