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Silke Ritthaler ist seit 2011 mit Leidenschaft und viel Hingabe in der tiergestützten Intervention tätig. "Begonnen hat alles mit einem unerwarteten Schicksalsschlag, der mir den Weg geebnet hat. Seitdem lebe ich meine Berufung zusammen mit den Tieren auf unserem Hof. Gemeinsam erarbeiten wir die wichtigen inneren Ressourcen, die ein Mensch zum Glücklichsein braucht."
Silke Ritthaler arbeitet mit Pferd Timmi in der tiergestützten Therapie
Mein Kind ist psychisch krank und braucht Hilfe

Beitrag: Hilfe, mein Kind ist psychisch krank Teil 2

Weiter geht es mit dem 2. Teil meines Beitrages

Wie präsent bist Du wirklich im Kontakt mit Deinem Kind?

Emotionaler Kontakt ist extrem wichtig für ein Kind. Wenn es Dir etwas zeigen möchte, gehst Du dann mit allen Sinnen darauf ein? Oder schiebst Du es eher weg, weil für Dich doch sehr banal ist, weil Du es schon tausendmal im Leben gesehen oder erlebt hast? Was für Dich sehr einfach ist in der Verarbeitung, kann für Dein Kind ein riesiges Ereignis sein, wo es Deine volle Aufmerksamkeit und Dich als Anker braucht. Es ist für Dein Kind wichtig, dass es von Dir ernst genommen wird in seiner Freude, im Wundern oder auch in seiner Not. Nur weil Du schon Meister des Lebens bist und Situationen selbstverständlich geworden sind, ist es für Dein Kind noch ein riesiger Berg, wo es seinen emotionalen Reiseführer braucht.

Ist Dein Handy wichtiger als Dein Kind?

Ich wünschte, ich wäre genauso wichtig wie Mamas Handy. Ich glaube, nach allem, was ich schon beschrieben habe, muss ich nicht mehr viel sagen. Es ist eine Frage der Priorität, die Du für Dich stellst, doch überwiegt die Aufmerksamkeit auf Handy, fühlt Dein Kind sich fehl am Platze.

Wie oft lehnst Du Dein Kind ab, weil es Fehler macht?

Ablehnung ist die Schlimmste Strafe, die man einem Kind zukommen lassen kann. Es verliert komplett den Halt und vor allem die Orientierung. Es steht Dir natürlich zu, auch mal sauer auf Dein Kind zu sein. Doch die Frage ist, wie lange muss dieser Zustand aufrecht bleiben. Bei meinen Hunden darf ich das oft beobachten. Die älteren Hunde sind nicht zimperlich, wenn die jungen Hunde übers Ziel hinaus schießen. Sie zeigen deutlich ihre Wut und regulieren ein. Spätestens nach 10 min ist der Drops gelutscht und die emotionale Stabilität ist für die jungen Hunde in der Gruppe wieder hergestellt. Brütest Du zu lange in Deiner Ablehnung, isolierst Du emotional Dein Kind. Du schickst es in die Einsamkeit. Das bringt Dein Kind innerlich in die Panik und Überlebensangst.

Wie oft nimmst Du Dir die Zeit, Deinem Kind die Welt zu zeigen?

Kinder wollen entdecken. Sie wollen forschen und sie wollen von ihren Eltern lernen. Und das jeden Tag. Das ist anstrengend, aber auch wahnsinnig schön. Die Welt durch die Augen Deiner Kinder neu zu erleben. Unbeschwert und voller Freude. Gibst Du Dir und Deinem Kind die Zeit? Oder muss es immer zurückstecken, weil es nicht geht. Kinder kompensieren viel, aber sie brauchen Dich als Kompass. Müssen Kinder immer wieder ihre Urbedürfnisse zurückstecken, landen sie in einer tiefen Traurigkeit und Verzweiflung.

Wie oft soll Dein Kind Dich emotional versorgen?

Jetzt wirst Du Dich fragen… Was soll das denn jetzt? Es ist ein nicht ganz einfaches Thema, aber ich will Dich gern ein bisschen dafür sensibilisieren. Wie oft tröstest Dich Dein Kind? Wie oft ist es für Dich da, weil das Leben Dich überfordert? Wie oft nimmt es sich zurück, damit Du Raum hast, um Dich zu regenerieren? Ich weiß, dass ich an dieser Stelle ein sehr kompliziertes Thema berühre, aber es ist wichtig, dass wir da hinschauen. Im fachlichen nennt man es das Be-Eltern der Eltern. Wenn Du Dich hier ertappst, dann bitte ich Dich, dass Du Dir passende Unterstützung für Dich suchst, damit Dein Kind diesen Job nicht tragen muss. Denn dieser Job ist 100 Nummern zu hoch für Dein Kind und führt zwangsläufig zum Ausbrennen.

Wie oft speist Du Dein Kind mit materiellen Dingen ab, damit es Ruhe gibt?

Es ist so schön einfach. Gib Deinem Kind eine materielle Beschäftigung, möglichst noch mit Suchtpotenzial wie Computer- oder Handyspiele, und es gibt Ruhe. Oder Du kaufst ihm was Schönes. Das klappt eine Weile ganz gut und es schreit nach immer mehr. Wenn es groß ist, wird es sagen, ich habe zwar alles bekommen, aber Du warst nie für mich da! Materielle Dinge ersetzen nicht die Mama oder den Papa oder die Großeltern. Sie ersetzen nicht den emotionalen Kontakt, der für eine gute Entwicklung so wichtig ist. Und es kann auch keinen Kontakt zu sich selbst herstellen, weil es nicht lernt, sich selbst wahrzunehmen. Also verliert es sich im materiellen Gerümpel und kann nie bei sich ankommen.

Wieviel Emotionalen Halt bekommt Dein Kind von Dir?

Bist Du der Fels in der Brandung für Dein Kind? Bist Du sein emotionaler Anker, der ihm auf seinen Weg ins Leben den Rücken stärkt und Mut macht? Bist Du emotional immer verfügbar? Oder machst Du Konten auf, die mal Halt geben und mal nicht. Je nachdem, wie es sich benommen hat. Konten befördern Dein Kind ins psychische Aus, weil es keine Orientierung hat. Es lernt, dass es Bedingungen erfüllen muss, um geliebt zu werden. Das fördert die Überlebensangst eines Kindes.

Wie oft überschreitest Du die emotionalen Grenzen Deines Kindes?

Es passiert oft sehr unbewusst und unbemerkt, dass wir Erwachsenen die emotionalen Grenzen der Kinder häufig überschreiten und verletzten. Auch wenn es nicht gewollt ist, kann es eine enorme Trageweite für die Entwicklung Deines Kindes haben. Auch hier bitte ich Dich, wirklich hinzuschauen und Dir Unterstützung zu holen, falls Du für Dich erkennst, dass es passiert bei Euch.

Traue Dich, den Weg der Heilung mit Deinem Kind gemeinsam zu gehen

Nun habe ich eine lange Liste aufgeführt, die die psychische Gesundheit Deines Kindes nachhaltig beeinflussen können. Nun ist jedes Kind individuell in seinen Wahrnehmungen. Das eine steckt viel weg, das andere ist sehr sensibel. Wenn Dein Kind nun psychisch krank geworden ist, ist es wichtig, dass Du es fachlich gut betreuen lässt von Psychologen und Pädagogen. Aber eines können alle nicht ersetzen.

Deine mütterliche oder väterliche Liebe zu Deinem Kind. Deinen familiären Schoß und Deine familiäre Geborgenheit. Deine mütterliche oder väterliche Wärme und Deine emotionale Sicherheit. Denn das findet Dein Kind nur bei Dir und bei keinem anderen!

Du siehst, Du kannst ganz viel selbst dazu beitragen, dass Dein Kind wieder psychisch gesund wird. Gemeinsam mit Dir und guten Experten für Dein Kind, aber auch für Dich wird es seinen Weg ins Leben finden können. Sei einfach da, bedingungslos und volle Güte. Höre auf Dein Herz und Deinen Instinkt. Und vor allem, Höre Deinem Kind zu, traue Dich zu entschuldigen für die Fehler, die passiert sind. Es ist schneller bereit zu vergeben als Du glaubst. Einfach, weil es dann das Heiligtum zurück bekommt, was es am meisten vermisst. Seine Familie als Anker, Förderer und Beschützer.

Falls Du Dich jetzt fragst, ob wir helfen können, dann kann ich Dir sagen, wir übernehmen die Unterstützung für Dich. Da liegt unsere Expertise. Bist Du wieder in der Kraft, kann auch Dein Kind schneller in die Kraft finden und die nötigen Maßnahmen annehmen, die medizinisch nötig sind.

Liebe Silke, mit Dir war alles so leicht...Ich, die sich ein ganzes Leben lang ihr Leben schwer gemacht hat, darf jetzt erfahren, wie leicht mein Leben sein darf, wenn ich es zulasse...
A.G.B. vom Niederrhein
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