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Silke Ritthaler ist seit 2011 mit Leidenschaft und viel Hingabe in der tiergestützten Intervention tätig. "Begonnen hat alles mit einem unerwarteten Schicksalsschlag, der mir den Weg geebnet hat. Seitdem lebe ich meine Berufung zusammen mit den Tieren auf unserem Hof. Gemeinsam erarbeiten wir die wichtigen inneren Ressourcen, die ein Mensch zum Glücklichsein braucht."
Silke Ritthaler arbeitet mit Pferd Timmi in der tiergestützten Therapie

Beitrag: Wenn Hilfe krank macht

Wenn Hilfe krank macht

Ein großer Konfliktpunkt in Familien und im Freundeskreis ist die Hilfe, die krank macht. Wisst Ihr was ich damit meine? Der eine Part will doch nur helfen und meint es gut mit dem anderen und der andere Part erlebt diese Hilfe als erdrückend und unangemessen. Auf beiden Seiten entsteht ein Gefühl der Nichtachtung. Es kann unter Umständen depressive Zustände auslösen oder wird als sehr verletzend empfunden.

Hilfe ist nicht gleich Hilfe

Das gut gemeinte Helfen führt unter Umständen dazu, dass der andere sich in seinen Stärken nicht weiterentwickeln kann. Wenn ungefragt einem Menschen die Problemlösung abgenommen wird, löst das nicht selten Aggressionen aus. Tatsächlich kann Hilfe sehr grenzüberschreitend sein, wenn sie einfach übergestülpt wird. Zusätzlich sorgt sie dafür, dass emotionale Abhängigkeiten geschaffen werden, die in der Selbstentwicklung hinderlich sein können.

Wie Hilfe krank machen kann

Dem Geholfenen wird bei der übergestülpten Hilfe das Gefühl vermittelt, dass er einfach nicht in der Lage ist, sein Problem zu bewältigen. Es wird ihm auch die Möglichkeit genommen, seine Fähigkeiten zu erweitern. Das macht viele Menschen krank und die Helfenden fühlen sich gekränkt. In beiden Fällen wird ein Gefühl der Minderwertigkeit gestärkt, das nicht selten irgendwann Abwehrreaktionen auslöst, die in Inneren oder äußeren Konflikten endet.

In den  letzten Jahren bin ich immer wieder über dieses Konfliktthema bei meinen Gästen gestoßen. Es ist schon bemerkenswert, welche Kraft der Entwicklungshemmung in dem Hilfethema steckt.

Hilfe nimmt Entfaltungsraum

Menschen, die immer wieder der ungewollten Hilfe ausgesetzt sind, verlernen die Fähigkeit der Abgrenzung oder entwickeln diese gar nicht erst. Sie atmen sehr flach und trauen sich kaum, neugierig Neues zu entdecken und auch Fehler zu machen. Manchmal werden sie unkontrolliert aggressiv und „beißen um sich“. Oder sie gehen in eine Selbstaggression. In ganz schlimmen Fällen entstehen Störungen wie Angststörungen, Psychosomatische Störungen oder Depressionen. Sie sind irgendwann die Schwachen der Gesellschaft, die nichts leisten können.

Wie richtige Hilfe aussehen kann

Tatsächlich ist das Helfen eine Gradwanderung! Hilfe sollte immer angeboten werden, aber niemals unerlaubt umgesetzt werden, es sei denn, jemand befindet sich in Gefahr für Leib und Leben. Je mehr die Hilfe einen Prozess der Selbstentwicklung anschiebt und dazu führt, dass der Mensch daran wächst, um so mehr wird sie geschätzt und dankbar angenommen. Ich spreche von der Hilfe zur Selbsthilfe.

Ich vergleiche das Helfen gern mit der Arbeit der Schutzengel. Ob es sie nun wirklich gibt oder nicht, das darf jeder für sich entscheiden. Doch ein Schutzengel ist immer da und begleitet seinen Menschen auf seinem Weg. Er hilft niemals ungefragt und schreitet nur dann ein, wenn es wirklich brenzlig wird. Er hilft, wenn er direkt darum gebeten wird und dann immer auf die Art, dass sein Mensch an der Problemlösung wächst und seine Stärken weiter ausgebildet.

Wenn Du Dich in diesem Beitrag wiederfindest, sei es, dass Du gefühlt von Deinem Umfeld erdrückt wirst mit der gut gemeinten Hilfe oder Du merkst, dass es Dir passiert ist, dass Du Dich überstülpst, dann melde Dich gern bei uns. Wir unterstützen Dich dabei, das richtige Maß der Dinge zu finden.

Dieser Beitrag ist erstmalig bei Mensch durch Pferd erschienen

Ich hatte lange Zeit sehr starke Depressionen. Habe mir aber immer Hilfe gesucht gehabt, egal ob Reha, Psychosomatische Klinik, Therapeuten oder sogar in der Psychiatrie. Alles brachte nichts. Ich fühlte mich immer schlechter und schlechter, so schlecht, dass es das dunkelste Kapitel bisher in meinem Leben war...
J.H. aus Bayern
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